ist der große Kampf, den jeder Mensch mit sich selbst führt. Die lat. Wörter „ego“ und „alteri“ heißen z. Dt. „Ich“ und „die anderen“; die Endung „-ismus“ bedeutet „Bezogenheit“. Der „Ich“-bezogene Egoist stellt seine Bedürfnisse über die der anderen, der auf „andere“ bezogene Altruist macht es umgekehrt.
Aus der modernen Psychologie wissen wir, dass beide Extreme auf Dauer unglücklich machen. Sicherlich, erfolgreiche Egoisten bekommen hohe Anerkennung für ihren materiellen Wohlstand, während Altruisten hohe Anerkennung für ihre Persönlichkeit erhalten. Während die westliche Gesellschaft eher Egoismus fördert, so wird in der asiatischen Gesellschaft eher Altruismus gelehrt, um den ewigen Kreislauf des Leids (dukkha) zu durchbrechen. Doch wie so oft liegt die Wahrheit wahrscheinlich irgendwo in der Mitte ...
Ein neugeborenes Kind ist erst einmal Egoist, zumal es ja seine Umwelt auch gar nicht wahrnimmt. Das hat die Natur so eingerichtet, damit der hilfsbedürfige Nachwuchs die nötige Hilfe einfordert, und ist letztlich genau das, was uns mit allen Lebewesen verbindet: der Überlebenstrieb. Wenn Kinder dann jedoch das Säuglingsalter verlassen, treibt egoistisch motivierte Neugier sie irgendwann zur Kooperation, angefangen bei Zutrauen, Warten und Hilfsbereitschaft. Dann kommt durch die Erziehung die Einhaltung der Regeln und Sitten – wozu übrigens auch Sprache gehört – dazu. Und schließlich wird dann die, teils vollständige, Rückstellung der eigenen Interessen hinter die der Gemeinschaft in den Familien, Kitas, Kindergärten, Schulen und Vereinen in hohem Maße belohnt.
Diese so genannten Sozialen Bedürfnisse bilden die dritte Stufe der Bedürfnishierarchie von Maslow.
Es ist also die Erziehung, die darüber entscheidet, ob man Egoist oder Altruist wird? Nein, das wäre zu kurz gedacht, denn: Jeder Mensch hat einen eingebauten Kompass, ein Gewissen, ein ethisches Verständnis! Bei manchen Menschen ist dies ausgeprägter, bei anderen ist es verkümmert, und die meisten bleiben irgendwo bei den simplen Formen – Mitgefühl und Reue – hängen, die alle Rudel-/Herdentiere von Natur aus haben.
Letztlich ist es vollkommen egal, wie stark dieses Verständnis ausgeprägt ist, jeder der eines hat, muss jeden Tag aufs Neue einen Kampf mit sich selbst austragen, und der hat schon zu viele Namen:
- In den indischen Religionen ist es das Karma bzw. die Einsicht (vipassanā) und dadurch die Erlösung (nirodha).
- In der Philosophie nach Platon ist es die Ethik, die Besinnung (Anamnese) auf die Sphäre der Ideen bzw. Ideale, der kategorische Imparativ von Kant und viele, viele andere Konzepte.
- Im Juden- und Christentum ist es die Erlösung von der Erbsünde und die Aufforderung eines jeden zur Nächstenliebe, um für die Seelen den Einzug ins Paradies zu verdienen.
- Im Islam ist es der innere Dschihad, der heilige Krieg gegen die eigenen Unzulänglichkeiten.
Wie auch immer man es nennt, es beschäftigt die Menschen schon seit Urzeiten. Und es hat noch nie eine allgemeingültige Lösung gegeben, denn ...
„Das Problem ist die Entscheidung.“ – Neo (Matrix II)